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Promotionen
Im Laufe der Zeit sind neben der Publikationsreihe auch viele Dissertationen am Institut für Pfegewissenschaft verfasst worden. Zudem können Sie in den folgenden Interviews erfahren, welche Erfahrungen unsere Promovierten gemacht haben und womit sie sich heute beschäftigen.
„Das Lernen dürfen als Chance begreifen und das eigene Tun als sinnhaft erleben“
Die Zeit an der Universität Osnabrück war prägend für mich. Die Promotion ist nicht nur das Erreichen eines bestimmten akademischen Grades und das quantifizierbare Ergebnis einer erfolgreich abgeschlossenen Arbeit, sondern bedeutet gleichermaßen persönliches Wachstum und einen berechtigten Anspruch auf Übernahme von Verantwortung.
Ich meine, dass die differenzierte und durchaus schöpferische, ergo wissenschaftliche Arbeit an einem bedeutungstragenden Thema dazu verpflichtet, sich an dem entsprechenden Diskurs aktiv zu beteiligen und der Gemeinschaft mit eigenen Beiträgen zu nützen. Es geht nicht darum, Lametta an seine Forschungsergebnisse zu hängen, sondern darum, der Welt mit den gewonnenen Forschungsergebnissen etwas zurückzugeben.
Dabei sollte die Universität, ganz im Sinne von Carl Jaspers, als Ort des Lernens, der Reflexion sowie der Befreiung zur Emanzipation angesehen und verstanden werden. Er kann die Ehrfurcht vor dem Menschsein begreiflich und erfahrbar machen. So kann der Prozess, sich derart eingehend mit einer Thematik auseinanderzusetzen, zur Identitätsbildung und zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen.
Die Arbeit eines Wissenschaftlers, nämlich „Wissen zu schaffen“, sollte als eine Leidenschaft erfahrbar werden. Man schafft mit seiner Forschung etwas Größeres. Im Zuge dessen ist die Dissertation als Lebenserfahrung anzusehen, die eine so bestimmte Haltung prägt. Ich darf lernen! Die Arbeit kann / muss „nervenaufreibend“ sein. Gerade über diesen Weg eröffnet die Dissertation einen menschlichen Aktivitätsraum und im Rahmen dessen die Möglichkeit zu reifen.
Derzeit arbeite ich als Schulleiter, also auch an einem Ort des Lernens. Ich freue mich darüber, dass die Buchveröffentlichung meiner Dissertation an einigen Hochschulen als Lehrbuch Verwendung findet. Ich darf heute an Universitäten lehren und in Personalunion Theorie mit Praxis verbinden.
(ISBN: 978-3-89967-875-8)
6 Fragen an Prof. Dr. phil. Patrizia Raschper
„Die beruflichen Perspektiven in der Pflege sind gut“, dies war einer der ersten Sätze von Patrizia Raschper. Dafür liefert sie mit ihrem beruflichen Werdegang den Beweis. Im Interview erklärt sie uns, wie sie zur Promotion an der Universität Osnabrück gekommen ist und wie das ihre weitere Karriere beeinflusst hat.
Welcher Tätigkeit gehen Sie heute nach?
Ich bin seit 2016 Professorin für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pflegedidaktik an der Fachhochschule Bielefeld.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich habe einige Jahre nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester als Pflegefachkraft in der onkologischen Pflege gearbeitet, wofür ich auch eine Fachweiterbildung absolviert habe. Diese Tätigkeit habe ich immer mit viel Herzblut ausgeübt, bis Ende der 1990er Jahre die Bedingungen für das Pflegepersonal schlechter wurden. Es wurde immer schwieriger, dem eigenen Anspruch in der Pflege schwerkranker Menschen gerecht zu werden.
Das Spannungsverhältnis war schwer auszuhalten, da im Fokus das Gebot der Wirtschaftlichkeit stand. Viele andere Kolleg*innen aus dem Bereich der Care Arbeit haben aufgehört und sind zu „Berufsflüchtlingen“ geworden, was sehr schade war, denn ich hatte ein großartiges Kollegium mit wunderbarem Zusammenhalt – wir haben uns gegenseitig viel gegeben. Für mich kam es jedoch nicht in Frage, der Pflege den Rücken zu kehren, so habe ich den Lehrerberuf mit Schwerpunkt Gesundheitsberufe erlernt (Berufspädagogin für Gesundheitsberufe) und diesen mit stets großem fachlichen Bezug ausgeübt.
Was hat Sie zur Dissertation an der Universität Osnabrück bewogen?
Auch bei meiner Arbeit als freiberufliche Dozentin im Bereich Lehrerbildung ist der rote Faden – die onkologische Pflege und Palliative Care – nie abgerissen. Deshalb habe ich mich entschlossen, aus meinem Herzensthema ein Promotionsvorhaben zu machen, um durch die Forschung die Versorgung der Patient*innen zu verbessern. Ich glaube, nur wenn ein Thema einen richtig fesselt, kann man Hürden überwinden und Durststrecken überstehen, ohne die wohl kaum eine Dissertation vonstattengeht. Schon zu Beginn des Vorhabens gab es davon einige, als ein potentieller Gutachter mein Forschungsvorhaben nicht annehmen wollten, da ich einen zu großen Fokus auf die Pflegepraxis legte, in seinen Augen sollte er jedoch auf der Berufspädagogik liegen. So kam ich auf Umwegen über meinen Zweitbetreuer Prof. Dr. Bonse-Rohmann (Hochschule Hannover) zu Herrn Prof. Dr. Remmers. Beide Betreuer waren rückblickend auch die besten Betreuer für mich, Prof. Dr. Remmers als Pflegewissenschaftler und Prof. Dr. Bonse-Rohmann als Erziehungswissenschaftler. So konnte ich in meiner Dissertation letztendlich die Schnittstelle zwischen Pflegepraxis und Pädagogik gut beleuchten. In den Promotionskolloquien habe ich viel durch den Austausch mit Prof. Dr. Remmers und mit den anderen Doktorand*innen gelernt. Auch die individuelle Unterstützung und Beratung war immer gegeben Prof. Remmers schreibt nicht nur über Ethik, sondern hat sie verinnerlicht, was sich in der persönlichen Begegnung mit ihm immer wieder zeigt.
Was war gut daran die Arbeit in Osnabrück zu schreiben?
In meiner Dissertation habe ich versucht eine Brücke zwischen Forschung und Praxis zu bauen, da ich ja aus meiner beruflichen Laufbahn beide Seiten gut kannte und wusste, wie sie voneinander profitieren können. Die beiden unterschiedlichen Ausrichtungen haben sich für mich auch in meiner Vita an Universität und Hochschule bestätigt: die Universität, an der methodisch versiert geforscht wird nach Hintergründen, Zusammenhängen oder nach Biographischem, während an der Hochschule der Praxisbezug im Vordergrund steht. Durch meine berufliche Laufbahn, die mit der praktischen Arbeit begann, bot es sich an, beide Seiten zu vereinen.
Das Thema meiner Dissertation war die Frage, wie die kommunikativen Kompetenzen der onkologischen Pflegekräfte geschult werden können. Es ging also darum, hermeneutisches Verständnis zusammenbringen mit ethischen Ansätzen und daraus Schlüsse für die Praxis zu ziehen. So konnte ich mein praktischen Erfahrungen theoretisch einordnen und mit Interviews abgleichen. Die Habermas´sche Theorie des kommunikativen Handelns, die ich in meiner Arbeit untersucht habe, hat sich in Interviews mit 12 Patient*innen und Pflegekräften bestätigt.
Haben Sie einen Tipp für heute Studierende?
Das Promotionsvorhaben an der Universität Osnabrück hat mir viel Freiheit gegeben, mein Herzensthema zu verfolgen. Gleichzeitig konnte ich aus den regelmäßigen Kolloquien viel mitnehmen, auch wenn es nicht gerade um das eigene Thema ging, waren sie stets eine Inspiration, die man nicht versäumen sollte. Auch wenn man neben dem Schreiben der Dissertation schon gearbeitet hat und deshalb nicht so viel Zeit hatte, war das in Ordnung. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass man die Dissertation gut mit Lehraufträgen und Publikationen kombinieren kann, sozusagen schon währenddessen an den Voraussetzungen für eine zukünftige Professur arbeitet.
Was würden Sie gerne noch erforschen?
So wie mein Doktorvater Herr Prof. Remmers Philosophie, Soziologie und die Pflegewissenschaft verknüpft hat, würde ich gern auch philosophische Ansätze in Zusammenhang mit Handlungsfeldern der Pflegewissenschaft bringen.
Dissertationen
Renate von der Heyden
Ergotherapeutische Kompetenzen entwickeln. Deskription eines ergotherapeutischen Kompetenzprofils zur Grundlegung einer Fachdidaktik Ergotherapie (2014).
https://www.logos-verlag.de/cgi-bin/engbuchmid?isbn=3736&lng=deu&id
Manuel Zimansky
Konzeptionelle Ansätze einer familienzentrierten Pflege in der Onkologie. Eine internationale Vergleichsstudie in den Ländern Kanada, Schweiz und Deutschland (2019).
https://osnadocs.ub.uni-osnabrueck.de/handle/urn:nbn:de:gbv:700-201909202005